Tiger war neun Wochen alt, als sie bei uns einzog. Unser dreifarbiger Zwerg paßte noch nicht einmal ganz in Katzenpapas große Hand. Er setzte sie mitten auf das Sofa. In der Ritze verschwand sie fast. Sie starrte uns finster an, als wollte sie sagen: So hier sind wir jetzt - und nun? Wir starrten unsicher zurück.

Allmählich wurde Tiger klar, dass sie hierbleiben sollte - ohne ihre Mutter und ihre vier Geschwister. Obwohl, der Geruch von ihnen lag in der Luft. Er kam von dem Kratzbaum, den Katzenpapa gerade zusammenbaute. Er war ein Geschenk ihrer früheren Menschenfamilie.

Natürlich hatte Tiger große Angst. Diese Wohnung war so unbekannt und unheimlich. Die Menschen kannte sie auch nicht. Aber schon bald siegte die Neugier. Das Wohnzimmer wurde erkundet, alles beschnuppert, das Katzenklo inspiziert, der Futternapf besucht, das Spielzeug getestet, ferngesehen ...

... um dann erschöpft einzuschlafen. Und zwar genau auf der Stelle, auf die Katzenpapa sie zuerst gesetzt hatte: mitten auf dem riesigen Sofa. Vielleicht hätte er sie ein wenig an die Seite setzen sollen, denn der Platz blieb für einige Zeit ihr Schlafplatz. Und es ist wirklich erstaunlich, wie viel Platz so ein winziges Wesen einnehmen kann! Wir jedenfalls mussten rücksichtsvoll auf den harten Stühlen entspannen.

Wie Tiger zu ihrem Namen kam
Unser wunderschöner Zwerg brauchte natürlich einen Namen. Die erste Zeit riefen wir sie "Mäuslein" oder "Mausekind". Man sagt, dass Katzen sich ihren Namen selbst aussuchen. Sie hörte weder auf "Prinzessin", "Lady" oder ähnlich aristokratisch klingenden Namen. Eines Morgens schritt sie ihr neues Revier ab. Eine Körperhaltung, die besagte "Alles meins!", und einen Blick, der erahnen ließ, dass Katzen nicht nur schmusen.
Katzenpapa sagte, sie geht wie ein Tiger. Da kam sie sofort aufgeregt auf ihn zu gelaufen. Seitdem heißt unser "Mäuslein" Tiger.