Tiger war als reine Hauskatze geboren und nie außerhalb einer Wohnung gewesen. Und so fand
der erste Ausflug nach draußen natürlich auf Katzenmamas Arm statt.
Tiger zitterte, streckte aber gleichzeitig ihre Nase in die ungewohnte, frische Luft.
Sicherheitshalber kuschelte sie sich immer wieder an Katzenmamas Hals. Von dort aus weitete
sie ihren Radius schnell auf den Boden rund um den Gartenstuhl aus.
Da der Rasen doch noch wahnsinnig weite zwei Meter entfernt war, fand der erste Kontakt
mit Gras unter den Pfoten einige Tage später statt, als sie sich schon sehr viel sicherer
fühlte und ihre Ausflüge aus der Küchentür heraus auch ohne ihre menschliche Katzenmama machte.
Besonders gern ging Tiger mit ihren Menschen in den Garten.
Dann tobte sie wie verrückt.
Die bunten Blumen, Büsche und die Fliegen waren aber zu aufregend! Unter den Büschen
konnte man sich verstecken und "Menschen erschrecken", spielen und gemeinsam mit den
Menschen in der Erde buddeln. Was das wohl sollte? Die machten große Löcher und
schütteten sie wieder zu - ganz wie Tiger auf dem Katzenklo.
Allerdings gab es im Garten auch noch diese braunen Stangen mit den grünen Flatterdingern
oben dran. Sie setzte sich darunter, starrte gebannt nach oben. Bei jedem Windstoß flatterten
die Blätter und knisterten dabei etwas. Die mussten gefangen werden! Also Krallen raus und
hoch den Baum. Der allerdings wehrte sich. Tiger kam einige Katzenlängen nach oben. Dann
aber verließ sie der Mut und es ging weder hoch noch runter. Lautes Jammern! Sofort kam
Katzenmama angerannt, klaubte Tigerchen mühsam vom Baum - Kralle für Kralle - und tröstete sie.
Tigerchen konnte es nicht glauben, dass sie einfach nicht an diese herrlich, flatternden
Blätter kommen sollte, rannte los, sprang den Baum an, machte drei riesige Sätze und
erreichte fast den ersten Ast. Aber eben nur fast. Jammern! Katzenmama kam zuverlässig,
war aber zu kurz, um Tigerchen wieder vom Baum zu pflücken...
Mit letzter Kraft stieß sich Tigerchen ab und landete schnaufend auf dem ersten Ast.
Nochmals ein kurzes Jammern, welches sich aber schon fröhlich - stolz anhörte.
Und außerdem waren über ihr noch so viele faszinierende, flatternde Blätter.
Ob die nicht doch anders waren als die hier unten auf dem mickrigen, unteren Ast?
Das musste Tiger sofort inspizieren - und erst dann machte sie sich Gedanken darüber,
wie sie wieder herunter kam.
Tigers Katzeninstinkt halfen ihr jedoch dabei, den Baum herunterzukommen -
oder war es vielleicht doch eher der Hunger,
der sie zu Katzenmamas Leckerlis trieb?
Vielleicht rief auch einfach das Sofa.
Das allerdings hatten die Menschen schon fast wieder für sich erobert...
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