Wir versuchten, sie mit raschelnder Leckerli-Tüte und lockenden Worten wieder auf den herunterhängenden Ast zu führen.
Sie machte auch einen Anlauf, aber ich bekam sie nicht zu fassen. Tiger stieg wieder nach oben. Das Miauen wurde
regelrecht panisch. Wir holten eine Leiter. Aber die war zu kurz. Auf den Baum klettern konnten wir nicht. Er war über
80 Jahre alt und unter unserem Gewicht würde er möglicherweise abbrechen.
Es wurde immer dunkler und wir erkannten Tiger lediglich noch an der Verdickung des Astes, der sich ein wenig hin und her bewegte.
Ich lief ins Haus und rief Hermann an. Der ließ alles stehen und liegen und kam mit einer riesigen Leiter angefahren.
Tigerchen hatte aufgehört zu Miauen. Wir standen zu dritt unter dem Baum und starrten auf die Stelle, an der wir Tiger zuletzt
gesehen hatten. "Da, da bewegt sich was." "Also ich höre da drüben ein Rascheln."
Ich holte eine Taschenlampe. Ein kurzes Flackern und die Batterie gab auf. Eine neue Batterie fanden sie natürlich nicht.
Also starrten wir weiter auf die Äste.
In der Zwischenzeit war es stockdunkel geworden. Nur der Schein der Lampe aus der Küche fiel auf die weiter entfernte Terrasse.
"Ich sehe sie da!" "Also ich meine, sie ist da."
"Tigerchen nun miau doch mal, sonst können wir dich nicht retten." Ich wurde auch schon panisch und steckte die beiden Männer an.
Schließlich entschieden wir uns, die Leiter an einen Ast anzustellen. "Wir nehmen den da in der Mitte. Von dort kommen wir überall hin."
Wir drehten uns um, um die Leiter zu holen. Und was sahen wir? Tiger hatte die ganze Zeit neben uns gesessen und uns zugeschaut,
wie wir hier hin und dort hin gezeigt hatten. Vermutlich hatte sie gedacht, was die Menschen jetzt wohl wieder interessantes vorhaben.
Ich schnappte mir den Zwerg - und dieses Mal wurde die Küchentür nach draußen richtig zugeschlossen!
|